1992, Auditorium des Conservatoire de la Ville de Luxembourg: In den Reihen des Jugendorchesters der Europäischen Gemeinschaft, das von keinem Geringeren als Carlo Maria Giulini geleitet wird, spielt ein gewisser Renaud Capuçon, damals am Beginn einer fulminanten Karriere. Seither war er regelmäßig auf der anderen Seite der Roten Brücke zu Gast – in der Philharmonie. In dieser Saison ist der französische Geiger gar viermal als Fokuskünstler präsent.
Zunächst am 29.10. bei einem Konzert in Kammerbesetzung, bei dem der Musiker die Bühne mit Martha Argerich teilt, einer langjährigen Partnerin mit «unglaublichem Temperament und Freiheitsdrang» (France Musique), die das Publikum sicherlich in andere Sphären entführen wird, denn, so erinnert sich Capuçon, «man ist nicht mehr auf der Erde, wenn man mit Martha spielt».
Trotz seiner brillanten Solistenkarriere war der Ruf des Orchesters bei Renaud Capuçon immer sehr stark. Vor einigen Jahren ging er sogar so weit, seinen Freund Philippe Jordan um die Möglichkeit zu bitten, unter seiner Leitung im Graben unter den Musikerinnen und Musikern des Orchesters der Opéra National de Paris aufzutreten. Am 27.02. wird er als Dirigent des Luxembourg Philharmonic seinen zweiten Auftritt haben – ebenso wie am folgenden Tag im Konzert im Theater Coesfeld – in einem Programm, das Robert Schumanns Cellokonzert mit der jungen Julia Hagen als Solistin und Antonín Dvořáks stimmungsvolle Achte verbindet.
Um Jugend geht es auch beim letzten Auftritt von Renaud Capuçon, der nichts lieber tut, als seine musikalische Familie ständig zu erweitern, indem er die nächste Generation einbezieht: Am 15.03. wird er mit dem Cellisten Kian Soltani und dem Pianisten Mao Fujita in der Salle de Musique de Chambre zu erleben sein.
Bereits 1992 wurde ein Stern geboren, der inzwischen ein Sternbild formt, dessen Strahlkraft die Abende in der Philharmonie erneut erhellen wird.
Anne Payot-Le Nabour