Michael Wollny ist ein Kopfmensch. Denn seine künstlerische Aktivität geht im Wesentlichen von seinem Intellekt aus. Im Laufe einer Karriere, die ihn Anfang der 2000er Jahre bekannt machte, entsprangen dem Geist des deutschen Musikers immer originellere und einfallsreichere Projekte. Sein einziges Credo: eine unerschöpfliche Neugier und das damit vebundene Interesse an jeglichen künstlerischen und musikalischen Formen. In jüngster Vergangenheit verband er unter anderem an der Seite von Pierre-Laurent Aimard Improvisationen mit der Musik György Ligetis, teilte die Bühne mit dem unermüdlichen Joachim Kühn oder tat sich mit Freunden zu «Supergroups» zusammen. In der Saison 2025/26 präsentiert er als Artist in focus der Philharmonie vier nicht weniger spannende Episoden.
Die erste besteht im Wiedersehen mit einem Spitzenquartett des europäischen Jazz, bestehend aus Nils Landgren, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner. Einen Abend lang werden sie vor allem Standards großer Namen des Pop und Rock aufgreifen. Im Anschluss finden mit Michael Wollny und Kit Armstrong zwei Tastenphilosophen zu einem Duo zusammen, das virtuose, von Jazz und Klassik durchdrungene Improvisationen präsentiert. Für sein drittes Konzert vereint er sein Trio mit Komplizen seines Projekts Out of Land, darunter Vincent Peirani und Émile Parisien. Letzterer ist auch für das finale Konzert der Reihe mit von der Partie, in dem imaginiert wird, wie der Klang des Bauhauses zwischen Struktur und Experiment ausgesehen hätte.
Wie der Titel eines seiner Soloalben andeutet, mag Michael Wollny ein «Mondenkind» sein. Wir sind froh, dass er auf die Erde gekommen ist, um sein einzigartiges musikalisches Universum mit uns zu teilen.
Charlotte Brouard-Tartarin