Kaum ein Komponist versteht es wie er, mit kleinen Gesten große Wirkungen zu erzeugen, mit wenigen Bogenstrichen Vertrautheit herzustellen und innerhalb knapper Formen poetische Welten zu eröffnen. Eine einzelne Sängerin vermag ihr Publikum in den Bann zu ziehen, wenn sie nur den auserlesenen Noten folgt, die György Kurtág behutsam zu Papier bringt. In einer medialen Landschaft, die nach dem immer Größeren, Überwältigenderen, Skandalöseren strebt, schafft er Inseln der Besinnung und zeigt, dass wenige Musizierende oft mehr zu sagen haben.
György Kurtág, der am 19. Februar 1926 das Licht der Welt erblickte, gehört zu den erfolgreichsten und kosmopolitischsten Komponisten der letzten hundert Jahre. Künstlerische Aufenthalte und Positionen führten ihn nach Berlin, Wien und Paris. Über sechs Jahrzehnte lang trat er mit seiner Ehefrau Márta Kurtág am Klavier auf. Seine geheimnisvolle und zugleich menschliche Art brachte ihm den Spitznamen «Mönch» ein. Über seine eigenen Werke spricht er kaum. Lieber stellt er seinen Interpretinnen und Interpreten Fragen und lässt ihnen umso mehr Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes –, um ernste und heitere Lebenslagen nuanciert zu beleuchten. Nicht selten wählt er literarische Ausgangspunkte. In ihrer Konzentriertheit und Ausdrucksstärke kommen seine Werke selbst wie Gedichte daher.
Es ist nur konsequent, dass die Konzerte in Hommage an den ungarischen Komponisten in die Intimität der Salle de Musique de Chambre führen. Pierre-Laurent Aimard, den eine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Jubilar verbindet und der einige seiner Klavierwerke uraufführte, wird dort Werke von Kurtág und Johann Sebastian Bach in Dialog treten lassen. Einen besonderen Einblick in das Repertoire und die musikalische Heimat Kurtágs bietet Rising Star Áron Horváth auf seinem Instrument, dem ungarischen Cimbalom, auf dem er neben Kompositionen Kurtágs für das Instrument authentische Volksmusik aus Ungarn und Südosteuropa präsentiert.
Daniela Zora Marxen