Neue Musik? Noch immer ist das Klischee verbreitet, dass diese zwangsläufig schräg klingt, verkopft daher kommt und entweder irgendwie düster oder komplett albern ist. Wer das glaubt, hat allerdings noch nicht die Bekanntschaft der United Instruments of Lucilin gemacht. Denn das Luxemburger Spezialensemble für die Musik der Gegenwart hat sich seit vielen Jahren die bunte Vielfalt der Musik von heute zum Gegenstand seiner intensiven und tiefgründigen interpretatorischen Arbeit gemacht. Und dieses Konzept dominiert auch die drei Konzerte der Lucilin-Reihe im Programm der Philharmonie: Drei verschiedene Ansätze in zwei verschiedenen Sälen – wobei die Salle de Musique de Chambre zweimal in komplett unterschiedlichen Konfigurationen erscheint, einmal als klassischer Konzertsaal und dann als Ort, an dem akustische Instrumente auf Live-Elektronik treffen.
Triebfeder nicht nur im nachschöpferischen, sondern auch im schöpferischen Prozess, hat das Ensemble über die Jahre zahllose Kompositionen in Auftrag gegeben, uraufgeführt und in sein Repertoire aufgenommen. Und auch im Zentrum jedes der Konzerte in der Philharmonie steht die Uraufführung eines Auftragswerkes – einmal an die junge in Österreich lebende Komponistin Mirela Ivičević, die in
ihren Werken unter Einbezug zahlreicher Klangsamples immer neue, gleichzeitig sinnliche und spannungsgeladene Klangwelten schafft. Sina Fallahzadeh, iranischer Komponist, dessen sensible Auseinandersetzungen mit persischer Poesie in ihrer kulturellen Herkunft sehr verschiedene Klangwelten verbinden, schreibt für eine eher klassische Ensemblebesetzung und die Sopranistin Donatienne Michel-Dansac, die in der vorletzten Saison gemeinsam mit Lucilin in der Philharmonie als Ligeti-Interpretin begeisterte.
Ein immersives Konzerterlebnis versprechen United Instruments of Lucilin zum Saisonende im Espace Découverte – im Zentrum steht ein Kompositionsauftrag an die in der Mongolei geborene Komponistin Yang Song, die wiederum traditionelle Obertongesänge Mittelasiens in ihre Arbeit einbezieht.
Alle Uraufführungen fügen sich je in eine beziehungsreiche Dramaturgie, die in sich die Vielfalt der Klangsprachen heutiger Musik erleben lässt. Die Konzerte der Reihe werden jeweils gefolgt von einem Artist talk.
Tatjana Mehner