Gustavo Dudamel und das Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela
In den 1970er Jahren wurde in Venezuela ein heute noch bewundertes, flächendeckendes musikalisches Bildungsprogramm lanciert, genannt «El Sistema». Auf diesem Nährboden konnte das vielleicht beste Symphonieorchester der südlichen Hemisphäre gedeihen – das Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela. Benannt nach dem im heutigen Venezuela geborenen Anführer des Freiheitskampfes gegen die spanische Kolonialmacht, musiziert das Orchester seit vielen Jahren in den bedeutendsten Konzertsälen der Welt. Es elektrisiert sein Publikum regelmäßig mit seinen vor Lebenslust strotzenden Werkdarbietungen.
Chefdirigent des Orchesters ist Gustavo Dudamel, der selbst über «El Sistema» auf die professionelle Musikerlaufbahn geraten ist und heute zu den Superstars unter den Dirigenten zählt – seit 2009 ist er auch Chef des Los Angeles Philharmonic; im Herbst 2026 wird er die Leitung der New Yorker Philharmoniker übernehmen.
In der Philharmonie Luxembourg gestalten Dudamel und das Orchester in dieser Saison zunächst Mahlers monumentale Dritte Symphonie. In einem zweiten Konzert wird Tschaikowskys Vierte Symphonie mit unlängst komponierter und farbenreicher Musik zweier in Venezuela geborener Komponisten kontrastiert. Gonzalo Grau hat ein Konzert für den Cuatro geschrieben, die venezolanische Sonderform der Gitarre, und mit dem Titel Odisea überschrieben. Im Dialog mit dem Orchester wird hier eine «Odyssee» klingend nachvollzogen, allerdings nicht die Irrfahrt des Odysseus, sondern eine nicht eben geradlinige Reise von der Heimatstadt des Solisten Jorge Glem in die Heimatstadt Gustavo Dudamels. Von Ricardo Lorenz stammt das energetische Eröffnungsstück Todo Terreno, das vordergründig eine rasante Fahrt in einem Geländewagen nachzeichnet, auf einer tieferen Ebene aber das spirituell erfüllende Erleben der Natur zum Thema hat.
Christoph Gaiser