Die Philharmonie Luxemburg ist nicht nur ein Ort der Musik, sondern auch ein Ort der Reflexion im doppelten Sinne des Wortes: ein Spiegelbild ihres sozialen und kulturellen Umfelds, aber auch ein privilegierter Ort, um die Welt in all ihren aktuellen Herausforderungen (neu) zu denken. Seit 2016 ist das Festival atlântico, das der Musik der portugiesischsprachigen Länder gewidmet ist, ein unverwechselbares Ereignis – sowohl aufgrund seines Programms als auch aufgrund der Fragen, die es aufwirft. Im Jahr 2024, in dem der 50. Jahrestag der portugiesischen «Nelkenrevolution» gefeiert wird, erweist sich das Festival vielleicht noch deutlicher als sonst als Schnittstelle zwischen den Disziplinen.
Den Anfang machen die Brasilianer João Bosco und Jaques Morelenbaum, beides eher bescheiden auftretende, aber wichtige Persönlichkeiten ihres Landes, die einen intimen Abend zwischen Jazz und Samba gestalten werden. Danach folgt ein Konzert des Luxembourg Philharmonic, das Auszüge aus einem gewichtigen Spätwerk von Heitor Villa-Lobos spielen wird – mit Fotoprojektionen des großen Sebastião Salgado. Aus Portugal eilt die in Lissabon geborene Singer-Songwriterin Maro herbei und in einem Ciné-concert
wird Os Faroleiros, die Perle des portugieischen Stummfilms, durch das Arditti Quartett mit Musik von Daniel Moreria versehen. Zu nennen sind weiterhin ein festlicher Moment im Espace Découverte mit den energiegeladenen Musikern von Club Makumba und eine Hommage an die Protagonisten des 25. April 1974, die der Pianist Júlio Resende mit einer Mischung aus Fado und Jazz gestalten wird.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Dino D’Santiago, der kapverdischer Abstammung ist, zum ersten Mal beim Festival auftreten wird. Er verkörpert die erfolgreiche Verschmelzung der traditionellen Musik des Archipels mit Elektroklängen. Auch das jüngere Publikumssegment kommt auf seine Kosten, unter anderem mit einem Workshop, in welchem sich brasilianische Musik entdecken lässt.
Charlotte Brouard-Tartarin