Orchestre Place de l’Europe
Interview mit Benjamin Schäfer
Der temperamentvolle musikalische Leiter des Liebhaberorchesters der Philharmonie zieht nach drei Spielzeiten eine erste Bilanz und teilt seinen ansteckenden Enthusiasmus mit uns.
Wie hat sich das Orchester seit seiner Gründung in 2021 entwickelt? Auf jeden Fall in die richtige Richtung! Es klingt jetzt weiter und tiefer und ich merke, dass die Musikerinnen und Musiker sich mehr trauen als am Anfang. Was sich auch entwickelt hat, ist unsere Art zu kommunizieren, d. h. sich von den Noten zu lösen, Kontakt aufzubauen und zu versuchen, den besten Klang zu produzieren, ohne sich zu verstecken. Das nennt man «Orchesterkultur».
Heißt das, dass das Orchester sich inzwischen in eine noch enger verbundene Gemeinschaft verwandelt hat? Auf jeden Fall! Es geht nicht nur darum, dass wir die richtigen Töne spielen, sondern auch, dass wir die Proben genießen und Freundschaften schließen. In einem Amateurorchester kommen Leute zusammen, die sich im Alltag vielleicht nie begegnen würden. Nach 8 bis 10 Stunden Arbeit sind sie alle da, um abzuschalten und ihre Leidenschaft gemeinsam zu pflegen.
Was bedeutet es für einen Berufsmusiker wie Sie, mit Amateuren zu arbeiten? Ich bin immer davon begeistert, wie viel Liebe dabei ist – vielleicht sogar mehr als bei den «Profis»! Sie haben ein großes Feuer im Herzen. Ich finde es sehr inspirierend, was Menschen mit Übung und Fleiß schaffen können, und bin beeindruckt, welches Niveau ich – bei nur einer Probe pro Woche – vorfinde. Musik ist wirklich ihr Herzblut!
Wie bestimmen Sie als musikalischer Leiter das Repertoire des Orchesters? Die Kernaufgabe ist es, ein großes klassisches Stück für großes Symphonieorchester zu finden. Gleichzeitig ist es gut, Experimente zu wagen, wie zum Beispiel Tan Dun in der Saison 2023/24. Ein Amateurorchester muss den Musikern und Musikerinnen erlauben, sich programmatisch zu entwickeln und über ihre Grenzen hinauszuwachsen.
Eva Klein