Die Geigerin Hilary Hahn ist längst über den Status des Wunderkindes hinausgewachsen, den ihr die Kritik nach ihrem fulminanten Debüt zuerkannt hatte. Sie ist heute eine bedeutende Interpretin ihrer Zeit, die sich auf dem Konzertpodium ebenso wohl fühlt wie in den sozialen Netzwerken, wo sie Videos veröffentlicht, die dazu einladen, jeden Tag an ihrer Seite zu üben. Diese Dualität repräsentiert perfekt ihren Werdegang, der sie mit der gleichen Großzügigkeit vor den anspruchsvollsten Publikumsschichten auf der ganzen Welt oder in einem bescheidenen Saal voller neugieriger Babys spielen lässt. Nach zehn Jahren Abwesenheit wird sie für zwei Konzerte in die Philharmonie Luxembourg zurückkehren.
Im ersten Konzert wird Hilary Hahn an der Seite des Orchestre Philharmonique de Radio France zu erleben sein, unter der Leitung von Mikko Franck, einem Dirigenten, mit dem sie besonders gern zusammenarbeitet, «weil er genau den Weg überblickt, den [sie] einschlägt, und er dann seine eigenen Ideen hinzufügt, was wunderbar ist». Sie werden zusammen das Violinkonzert von Peter Iljitsch
Tschaikowsky gestalten, ein Monument des post-beethovenschen Repertoires für dieses Instrument, das sich unter den Partituren des russischen Komponisten durch seinen konstant fröhlichen und schwungvollen Charakter auszeichnet.
Klein in der Zahl, aber umso talentierter wird die Schar ihrer Mitstreiter am zweiten Abend sein. Der Cellist Gautier Capuçon und der Pianist Rudolf Buchbinder bilden mit ihr ein Trio und werden die beiden von Franz Schubert komponierten Werke für diese Besetzung interpretieren – Werke der Reife, in denen Schuberts Liebe zum Lied in einer ergreifenden Lyrik durchscheint. Ob im Alfresco des Solokonzerts oder in der Intimität der Kammermusik, Hilary Hahns Bogenführung wird vielleicht einige Augen feucht werden lassen, aber vor allem vor Glück!
Charlotte Brouard-Tartarin